Abiturjahrgang 2020
Abflug vom Türmchen
Mit einer nachgeholten Entlassfeier ging für die diesjährige Abiturientia des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums ihre Schulzeit endgültig zu Ende. Ursprünglich für Juni geplant, wurde die festliche Entlassung der Abiturientinnen und Abiturienten, die ihre Zeugnisse bereits auf dem Postwege erhalten hatten, nun unter Einhaltung der Hygienebestimmungen in der großen Sporthalle der Schule nachgeholt. Nach einem geistlichen Impuls durch Schulpfarrer Dr. Martin Schewe nahm Schulleiter Martin Fugmann die Anwesenden mit auf eine Zeitreise ins Jahr 2025. Fugmann warf einen Blick zurück aus der Zukunft auf die prägenden Ereignisse der Schulzeit der jungen Leute, auf Schulisches und Außerschulisches, Freud und Leid, Akteure und Aktivitäten. Am Ende habe dazu leider auch der Verzicht auf Liebgewonnenes gehört: keine Umarmungen zum Abschied, keine „Mottowoche“ in gewohnter Form, kein Galaabend in der Stadthalle, dafür Bar-Camps und Zoom-Meetings, Atemschutzmasken und Kontaktsperre. Wenn aus den schmerzhaften Erfahrungen der Gegenwart etwas zu lernen sei, dann, so Martin Fugmann, solle dies die Besinnung auf das Wesentliche im Leben und der Mut zur Veränderung zum Wohle der nachfolgenden Generationen sein. Richtig verstanden, sei die Schule der Zukunft weniger ein „Haus des Prüfens und des Erwerbs von Abschlüssen“ als ein „Ort des Lernens, der Begegnung und des Miteinanders“ mit dem Ziel, dem Einzelnen mehr Lebensglück zu ermöglichen.
An das Motto der sich zu „Abinauten“ stilisierenden Abiturientia 2020, die am Ende ihrer Schulzeit den „Abflug vom Türmchen“ wagt – eine Anspielung auf den die Silhouette des Altbaus prägenden Dachreiter – war auch die Rede des Kuratoriumsvorsitzenden, Fritz Husemann, angelehnt. Dieser reiste mit seinen Zuhörern noch etwas weiter in die Zukunft, bis ins Jahr 2080. Nach einer kritischen Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation erinnerte Husemann an die Notwendigkeit, aber auch die Möglichkeit gesellschaftlicher Veränderungen und die Rolle, die die jungen Erwachsenen – die sich nun „Altschüler“ des ESG nennen können – dabei spielen. Die Mahnung, sich der eigenen Verantwortung dabei nicht zu entziehen, war deutlich herauszuhören. Die Ermunterung, sich zu engagieren und politische Entscheidungsprozesse mitzubestimmen, auch.
Aus dem 141 Abiturientinnen und Abiturienten umfassenden Jahrgang ragen einige mit beeindruckenden Leistungen heraus. Sie wurden im Rahmen der Entlassfeier besonders gewürdigt. Mathilde Hein und Greta Giesen errangen im Abitur die Traumnote 1,0. Eine Durchschnittsnote von 1,1 bzw. 1,2 erzielten Anne Frevert, Félix Fabian, Julian Meier, Anne Melzer, Kira Schwarzer, Hannah Pahls und Nelly Heine. Für besondere Leistungen in den Naturwissenschaften wurden Timon Wolniak und Jeremy Nehring (Physik) sowie Anne Frevert, Greta Giesen und Michael Rohleder (Chemie) geehrt. Einen Preis in Mathematik erhielt Mathilde Hein.
Für ihr besonderes Engagement dankte die Schule den SV-Sprecherinnen Greta Giesen und Charlotte Kube, den Stufensprecherinnen Hannah Pahls und Emma Mönnigmann (die bei der Entlassfeier mit eigenen Reden zu Worte kamen) sowie den vielen Mitarbeitern der CourAGe. Michael Rohleder gilt Dank für seine Mitarbeit in der CompuTecS, der Computer-Selbsthilfe-AG des ESG. Geehrt wurde darüber hinaus schulisches Engagement in den Bereichen Musik (Anne Frevert, Deyan Dannenberg) und Religion sowie die Arbeit der Medienscouts. Das Engagement der Beratungslehrkräfte, die einen ironisch gebrochenen Rückblick auf die zurückliegenden zwei Jahre lieferten, und der Stufenleitung wurde gleichfalls gewürdigt. Drei Schülerinnen – Mathilde Hein, Júlia Celma Werthwein und Senem Ürkmez – erwarben zeitgleich mit dem Abitur einen weiteren vollwertigen Abschluss: das Full Diploma des International Baccalaureate.
Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel – an diesen Sinnspruch erinnerte Sabine Frevert als Vertreterin der Elternschaft. Die eigenen Flügel zu erproben wird für die jungen Erwachsenen, die die Schule nun hinter sich gelassen haben, ausreichend Gelegenheit sein. Dass dem Abflug vom Türmchen ein Ankommen folgt, ist ihnen allen von Herzen zu wünschen. Und eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, seien es die des Elternhauses oder der Schule, nicht minder.
Bilder der Abiturfeier vom 14. August 2020 (Fotos: Oliver Rachner)