Personalien 2013

Nachruf auf Dr. Hans Hilbk

Dr. Hans Hilbk (Foto: Raimund Vornbäumen)Das Evangelisch Stiftische Gymnasium trauert um seinen ehemaligen Lehrer und Schulleiter Dr. Hans Hilbk (*14.04.1925, † 21.08.2013). Von 1954 bis 1964 war er Lehrer, von 1972 bis 1987 Schulleiter des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums, nachdem er von 1964 bis 1972 das Aufbaugymnasium in Bethel geleitet hatte.

Hans Hilbks Schicksal war das vieler junger Männer seines Geburtsjahrgangs 1925. Als Achtzehnjähriger wurde er 1943 zum Kriegsdienst bei der Marine eingezogen. Seine Kriegserfahrungen prägten ihn in besonderer Weise. Er engagierte sich im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, in dem er später leitende Aufgaben übernahm. Die Fragen von Krieg und Frieden, die Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre in beiden deutschen Staaten besonders heftig umstritten waren, bewegten ihn auch als Schulleiter und Lehrer. So förderte er eine Projektwoche Frieden im Jahr 1982, in der er dafür sorgte, dass Schülerinnen und Schülern und ihre Lehrkräfte sich mit diesen Fragen beschäftigten. Mit großem Nachdruck setzte er sich auch für die Errichtung des Gedenksteins an der Schule für die Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938 ein.

Die wissenschaftlichen Grundlagen für den Lehrerberuf legte Hans Hilbk mit seinem Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität Münster in den Jahren 1946 bis 1950. Im Jahre 1959 wurde er mit einer Arbeit über „Das Problem der Erziehung im Spätwerk Herrmann Hesses“ an der Universität Münster promoviert.

Als Lehrer und Erzieher verband Hilbk die Früchte seiner wissenschaftlichen Bildung mit einer tiefen Verankerung im christlichen Glauben. Beides, die wissenschaftliche Bildung und der Glaube, waren für ihn keine bloßen Worte. Eine zehnjährige Schülerin, ein fünfzehnjähriger Schüler, die vor dem großgewachsenen, weißhaarigen und immer im korrekten Anzug gekleideten Schulleiter standen, der in ihren Augen uralt sein musste, konnten sich einer Tatsache sicher sein: Auch ein strenger Blick und eine Ermahnung waren immer Ausdruck eines Gedankens, den er in seiner Antrittsrede als Schulleiter 1972 formuliert hatte: „Lehrer wie Schüler müssten sich täglich darin üben, vom anderen her zu denken, frei zu sein für den anderen, und sich, wo immer das nötig ist, mit dem anderen solidarisch erklären.“

Die fundierte historische und philologische Bildung verband Dr. Hans Hilbk mit seinem Interesse für das Musische und Künstlerische. Das wird deutlich an der Förderung der musikalischen Interessen und Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, die sich während seiner Amtszeit in Kantorei und Kantoreiorchester, Theaterkursen und im künstlerischen Bereich engagierten.

Dr. Hans Hilbks Gebundenheit im Glauben äußerte sich auch darin, dass er als Schulleiter das religiöse Profil der Schule, sichtbar am Schulpfarramt und Verbindungen zu Kirchenkreis und Landeskirche, stärkte. Dies ist bis heute prägend.

Seine Gebundenheit und seine Geborgenheit im Glauben und die Festigkeit seiner Standpunkte, die man im besten Sinn als konservativ bezeichnen darf, bedeuteten nie eine Selbstfesselung. Dr. Hans Hilbk zeigte vielmehr Offenheit und Neugier auf Anderes und Ungewohntes. Wenn er manchen Standpunkt von Schülerinnen und Schülern und jungen Lehrerinnen und Lehrern nicht teilen konnte und wollte, erwies er ihnen in der Gegenrede Respekt und Toleranz. Seine Offenheit für Neues ermöglichte es ihm, die Schule nicht bloß zu leiten, sondern zu gestalten.

In der zweiten Hälfte der siebziger und Anfang der achtziger Jahre setzte in den Kollegien der Schulen ein Generationenwechsel ein. Auch am Evangelisch Stiftischen Gymnasium gab es Konflikte pädagogischer und bildungspolitischer Natur. Hier war die Schule wie alle anderen auch ein Spiegel der Gesellschaft, der sich allein schon im Verhalten, Auftreten und in den Ansprüchen der Schülerinnen und Schüler zeigte. Mit Umsicht und Geschick gelang es Dr. Hans Hilbk, Beharrungsvermögen der älteren und Veränderungsforderungen der jüngeren Kolleginnen und Kollegen auszugleichen, ohne seine Standpunkte aufzugeben. Hier zeigte er Entschlusskraft und Durchsetzungsvermögen.

Besonders eine Entscheidung war richtungweisend für die weitere Entwicklung des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums bis heute. Im Dezember 1979 unterzeichneten der damalige Kuratoriumsvorsitzende Sigbert Mohn, der Vorstandssitzende der Bertelsmann AG und der Bertelsmann Stiftung, Reinhard Mohn, und Dr. Hans Hilbk als Schulleiter eine Vereinbarung für ein zu verwirklichendes und zu förderndes Medienprojekt am Evangelisch Stiftischen Gymnasium. Sie bildete die Grundlage für eine lange, erfolgreiche und intensive Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung, die bis heute in vielfältiger Weise Früchte trägt. Das 1984 errichtete Mediengebäude mit der Schulmediothek und dem Studio ist das äußere Zeichen dafür,

Dieses weitsichtige Handeln Dr. Hans Hilbks ist auch die Konsequenz seiner Haltung, Bewahrungswürdiges zu bewahren und sich Neuem zu öffnen. Der Lehrerberuf endete für ihn nie an der Klassentür bzw. am Eingang des Schulgebäudes. Dies zeigt sich an seinem vielfältigen Engagement über die Schule hinaus. So war er beispielsweise neben der führenden Tätigkeit im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Mitglied des medienpädagogischen Beirats der Bertelsmann Stiftung, Vorstandsmitglied des Evangelischen Schulbunds für Norddeutschland und Berlin, Beiratsmitglied der von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel und Präsident des Lions Club Gütersloh-Wiedenbrück. Während seiner Tätigkeit als Schulleiter widmete er sich heimatgeschichtlichen Forschungen. Nach seiner Pensionierung veröffentlichte er neben weiteren Werken eine dreibändige Geschichte Güterslohs von 1815 bis 1955. Ein äußeres Zeichen der Wertschätzung seiner Leistungen als Historiker ist die Verleihung der Verdienstmedaille der Stadt Gütersloh an ihn.

Als Dr. Hans Hilbk 1987 pensioniert wurde, formulierte der damalige Detmolder Regierungspräsident Walter Stich: „Aus dem Kreise der Schulleiter unseres Raumes verlieren wir eine starke Persönlichkeit, einen liebenswürdigen Menschen mit warmer Ausstrahlung, kenntnisreich und weltoffen, beharrlich und voll seiner pädagogischen Aufgabe zugewandt. Dr. Hilbk hat das schulische Leben in Gütersloh wesentlich bereichert und es vor Mittelmäßigkeit bewahrt.“

Das Kuratorium und die Schulgemeinde des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums gedenken voller Dankbarkeit ihres verstorbenen ehemaligen Schulleiters Dr. Hans Hilbk. Sie trauern mit seiner Witwe Erika Hilbk, die ihn 59 Jahre begleitet hat.

 

Erfahrung und Engagement

Mit Gabriele Bracht, Annette Knufinke-Lütgert, Dietlinde Seifert und Rainer Brandes wurden am Ende des Schuljahres 2012/13 vier verdiente Lehrkräfte in den Ruhestand verabschiedet, deren über Jahrzehnte gewachsene Erfahrung und schulisches Engagement das Evangelisch Stiftische Gymnasium künftig sehr vermissen wird. Aus der Hand von Fritz Husemann (Vorsitzender des Kuratoriums) und Dr. Dorothee Pietzko (Ständige Vertreterin des Schulleiters) erhielten die vier im Kreise des Kollegiums ihre Entlassungsurkunden. Darüber hinaus wechselt Nicola Herrmann an die neue Gesamtschule Herzebrock-Clarholz. Auch Harriet Eversmeyer beendet ihre Tätigkeit am ESG. Unsere besten Wünsche begleiten die Verabschiedeten.

Wurden 2013 verabschiedet: Dietlinde Seifert, Gabriele Bracht und Annette Knufinke-Lütgert (v.l.) (Foto: Thomas Göhler)

Wurden 2013 verabschiedet: Dietlinde Seifert, Gabriele Bracht und Annette Knufinke-Lütgert (v.l.) (Foto: Thomas Göhler)

Sag es auf Englisch

Der Aufbau des bilingualen Zweiges am Evangelisch Stiftischen Gymnasium kommt voran. Seit Beginn des zweiten Halbjahres 2012/13 sind drei neue Lehrkräfte für den bilingualen Unterricht in den Fächern Geschichte, Erdkunde und Biologie verantwortlich.

Annika Hoeschen, Moritz Tonk und Julia Kämpken (v.l.) (Foto: Oliver Rachner)

Sorgen für Internationalität am ESG: Annika Hoeschen, Moritz Tonk und Julia Kämpken (v.l.) (Foto: Oliver Rachner)

„Besonders gut gefallen mir die Referate auf Englisch. Wir haben zum Beispiel unseren Mitschülern erklärt, wie der Papagei und die Anaconda sich an ihr Leben im Regenwald anpassen“, lobt Aileen Kahlert ihren Erdkundeunterricht. Ursprünglich von Reinhard Fulde als Differenzierungskurs eingeführt und betreut, ist Erdkunde auf Englisch nun Teil des bilingualen Zweigs am ESG.

Seit anderthalb Jahren verwenden Aileen und die Klassen 8a und 8b Englisch im bilingualen Unterricht. Ihre Lehrkräfte Annika Hoeschen, Moritz Tonk und Julia Kämpken sind neu in der Dalkestadt, bringen aber ein Stück weite Welt mit in den Klassenraum. Annika Hoeschen, 28 Jahre, stellt sich vor: „Ich habe meine Jugend in Texas verbracht und auch in Kanada gearbeitet.“ Der 27-jährige Moritz Tonk hat einen Teil seines Studiums in Los Angeles absolviert. Im Herzen blieb er aber ein Gelsenkirchener. Julia Kämpken hat in Bochum studiert, währenddessen arbeitete sie in Sheffield und Nairobi.

Internationale Pläne am ESG

Die drei Neuen sind Englischlehrkräfte mit einem besonderen Zweitfach: Sie unterrichten nicht nur Geschichte, Erdkunde und Biologie, sondern haben in ihrer Ausbildung zusätzlich einen Schwerpunkt im bilingualen Unterricht gesetzt. Deshalb sind sie eine wertvolle Verstärkung für das Kollegium des ESG, das mithilfe von Schulleiter Friedhelm Rachner und dem Koordinator für Internationalisierung, Marcus Kühle, den bilingualen Zweig etabliert hat und zurzeit die Einführung des internationalen Abiturs (International Baccalaureate) vorbereitet. Der 13-jährige Nino Carta würde gern den bilingualen Zweig in der Oberstufe weiter besuchen: „Wenn es ein bilinguales Abitur gäbe, würde ich es machen. Das wäre schon sinnvoll, wenn wir unsere Arbeit fortsetzen könnten.“

Gut vorbereitet für die Zukunft

Seit dem Schuljahr 2011/12 können sich die Schülerinnen und Schüler des ESG am Ende der sechsten Klasse für den bilingualen Bildungsgang entscheiden. Aileen nennt die Vorteile: „Man lernt mehr Englisch und mehr Begriffe. Man hat dann bessere Chancen im Beruf, wenn man zweisprachig arbeiten kann.“ Nino kennt weitere Vorzüge: „Ich liebe Englisch. Biologie und Erdkunde mag ich nicht so, aber auf Englisch ist das gleich viel interessanter.“ Ninos Klasse erhält nicht nur mehr Englischunterricht, sondern benutzt die Fremdsprache in Geschichte und nach und nach auch in Erdkunde und Biologie. In der neunten Klasse schließlich werden alle drei Fächer bilingual unterrichtet. Für Aileen ist das kein Problem: „Ich finde das nicht so schwer. Man guckt zwar auch Lehrfilme auf Englisch, aber man kann sich viele Vokabeln herleiten.“ Auch wenn der Stoff anspruchsvoller wird – an Motivation fehlt es den Schülerinnen und Schülern ebenso wenig wie den Lehrkräften.

Verdienstmedaille für Rolf Furtwängler

Rolf FurtwänglerFür seine Verdienste um Frieden und Versöhnung ist Rolf Furtwängler am 20. März 2013 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) überreichte die Auszeichnung im Haus der Begegnung an der Kirchstraße. Rolf Furtwängler war bis 2002 Studiendirektor am Evangelisch Stiftischen Gymnasium. Er setzte sich besonders für die Verständigung von Russen und Deutschen ein. Seit 1995 koordinierte er im Kuratorium Rshew die Jugendarbeit. Die an der Wolga gelegene Stadt 200 Kilometer westlich von Moskau war Schauplatz einer der schrecklichsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs.