Chronik der Schulgeschichte
The past is a foreign country: they do things differently there.
―L. P. Hartley, The Go-Between
Anfänge
- 25. August 1848: In Elberfeld gründet sich im Zuge der christlichen Erweckungsbewegung die „Evangelische Gesellschaft für Deutschland“, eine christliche Missionsgesellschaft, die der „Entkirchlichung und Entchristlichung des deutschen Volkes“ entgegenwirken wollte. Neben der Missionierung zählten zu ihren Zielen auch die Gründung eines evangelischen Lehrerseminars und eines evangelischen Gymnasiums.
- 2. August 1849: Die Evangelische Gesellschaft entscheidet sich für Gütersloh als Sitz des Gymnasiums.
- 19. Juni 1851: Beginn des Unterrichts im vorläufigen Schulhaus in der Feldstraße 14. Die „Höhere Privat-Lehr-Anstalt“ wurde von Dr. Theodor Rumpel geleitet. 16 Schüler wurden im Schulhaus sowie in dem angrenzenden Fachwerkhäuschen, dem sogenannten „Physikstall“, in dem der Physikunterricht stattfand, im Lehrstoff unterwiesen.
- 26. März 1852: Grundsteinlegung des Schulgebäudes durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Das bescheidene Gymnasialgebäude war das letzte in Gütersloh errichtete Fachwerkhaus.
- Dezember 1854: Anerkennung als öffentliches Gymnasium durch das preußische Kultusministerium; Anstieg der Schülerzahl von 16 auf 189 Schüler.
- 1861: Gründung des Gymnasial-Trommelkorps.
- 1871: Gründung des Gymnasial-Posaunenchors unter der Leitung von Johannes Kuhlo.
- 9. August 1874: Einweihung der neugebauten Aula, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der Feldstraße befand, für Gottesdienstzwecke.
- 1875: Gründung des Stenographenvereins; Kauf eines Gebäudes in der Hohenzollernstraße 15 und Einrichtung als erstes Alumnat mithilfe von 30.000 der Schule von einem unbekannten Freund gestifteten Reichsmark.
- 1877: Gründung des Gymnasial-Spielvereins, des ersten Fußballvereins im heutigen Nordrhein-Westfalen.
- 1879: Gründung des Gymnasial-Turnvereins.
- 1880: Erweiterung des Schulgebäudes.
- 1892: Reform des Unterrichts im Zuge der Errichtung von Realgymnasien; Beschränkung des altsprachlichen Unterrichts.
- 1893: Einführung der Normalbesoldung der Lehrer; fester Zuschuss durch den Staat und die Stadt Gütersloh. Einrichtung eines zweiten Alumnates in der Barkeystraße.
- 1896: Weiterer Ausbau des Schulgebäudes; Bau des Gebäudes Feldstraße 16 als Direktorenvilla (Abriss 2012).
- 1900: Bau eines weiteren Alumnates in der Roonstraße (fortan Alumnat I genannt), Auflösung des Alumnates in der Hohenzollernstraße.
- Ostern 1903: Auf Anordnung des Königlich Preußischen Schulkollegiums in Münster wird in den Lehrplan der Schule katholischer Religionsunterricht aufgenommen. Bis dahin war nur evangelische Religionslehre unterrichtet worden.
Der Altbau um 1927
„Dieser Bau ein Edelstein“
- 16. Januar 1923: Vertrag über die heute noch gültige Finanzstruktur der Schule.
- 1926: Einrichtung des Alumnates II in der Barkeystraße 26; am 17. August Grundsteinlegung des Schulneubaus.
- 26. Februar 1927: Richtfest des Neubaus.
- 31. Juli 1928: Schlüsselübergabe des Neubaus; Abriss des alten Schulhauses.
- 1929: Einrichtung des Alumnates III in der Friedrichstraße 17.
Auf dem Schulhof (Foto: Oliver Rachner)
In dunkler Zeit
- 1933: Ausrichtung des Erziehungswesens im Deutschen Reich auf „Führer“ und Partei: „Rassenkunde“ und NS-Propaganda werden fester Bestandteil des Unterrichts.
- 1937: Umwandlung in eine achtklassige Oberschule.
- 1940: Das Kollegium umfasst 14 Lehrkräfte, darunter eine Lehrerin.
- 26. November 1944: Zerstörung der alten Aula durch Bomben.
- 28./29. Januar 1945: Die Schule wird durch einen Volltreffer zu einem Drittel zerstört, zu zwei Dritteln schwer beschädigt.
- 1945: Aufgabe des Alumnates II, Verwendung als Unterkunft für Flüchtlinge; Vermietung des Alumnates Roonstraße als Altersheim an die Stadt.
Wiederaufbau und Neubeginn
- 12. März 1946: Wiederbeginn des Unterrichts nach dem Zweiten Weltkrieg.
- 1948: Anmietung von Räumen im Evangelischen Vereinshaus in der Moltkestraße für Alumnatszwecke.
- 1949: Genehmigung der Kantorei durch das Schulkollegium; am 31. August Richtfest der wiederaufgebauten Gebäudeteile; Angebot eines altsprachlichen und naturwissenschaftlichen Zweiges.
- 1950: Wiederbenutzung des Alumnates Roonstraße, da ein neues Altersheim in der Kaiserstraße zur Verfügung stand; Umzug aus der Moltkestraße; die Schülerzahl steigt auf 533; das Kollegium besteht aus 25 Lehrkräften, darunter einer Lehrerin.
- 1952: Verkauf von Alumnat II an der Barkeystraße.
- 1958: Einweihung des neugebauten Alumnates in der Kirchstraße 10a.
- 1960: Das ESG hat jetzt 570 Schüler, davon sieben Mädchen.
- 1962: Schließung und Verkauf des Alumnates I in der Roonstraße: Der Erlös wird für die Amortisation der Schulden für das Alumnat in der Kirchstraße verwandt.
- 1. April 1965: Schließung des Alumnates in der Friedrichstraße.
- 1967: Einführung eines Aufbauzweiges für Haupt- und Realschulabsolventen mit gemischten Klassen.
Jahre der Expansion
- 1970: Bau eines Klassentraktes parallel zur Daltropstraße; die Schülerzahl steigt auf 649, davon 40 Mädchen; das Kollegium wächst auf 33 Lehrkräfte an, davon sind drei Frauen.
- 1971: Bau eines naturwissenschaftlichen Traktes.
- 1972: Erstmalig Einstellung katholischer Lehrer.
- 1973: Bau einer Sporthalle.
- 1975: Einführung der Reformierten Oberstufe; die Schule ist nun auch offiziell für Mädchen zugänglich.
- 1976: Feier des 125-jährigen Schuljubiläums mit der Herausgabe des Buches „Standort und Perspektiven“.
- 1977: Ausrichtung des 53. Bannerkampfes Westfalen zusammen mit dem Nepomucenum Rietberg.
- 1979: Beginn der Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung.
Mediothek (Foto: Oliver Rachner)
Auf dem Weg zur Medienschule
- 1980: Die Schülerzahl steigt auf 1.171; mehr als ein Drittel (34,9 Prozent) davon sind Mädchen; das Kollegium besteht aus 63 Lehrkräften, davon sind ein Drittel (30,2 Prozent) Frauen.
- 20. März 1981: Erster Vertrag mit der Bertelsmann Stiftung über ein Medienprojekt mit einer Laufzeit von acht Jahren.
- 1983: Verkauf des Alumnates an der Kirchstraße, heute „Haus der Evangelischen Kirchengemeinde“.
- 1984: Einweihung der von der Bertelsmann Stiftung finanzierten Mediothek durch Ministerpräsident Johannes Rau (26. Oktober); Einführung des Forums Kunst und Schule; Errichtung eines Gedenksteins vor der Mediothek zur Erinnerung an die 1938 zerstörte jüdische Synagoge und die Verfolgung der jüdischen Gemeinde (9. November); Aufnahme des 1928 eingeweihten Altbaus in die Liste der Baudenkmäler in Gütersloh.
- 1985: Einführung des Faches Informatik als Oberstufenkurs.
- 1986: Einführung der „Weihnachtlichen Nachtmusik“ am Heiligen Abend mit Türmchenblasen.
- 1988: Aufstockung des Klassentrakts an der Daltropstraße um eine Etage; das erste große Medienbuch erscheint unter dem Titel „Aktionen und Reflexionen“.
- 1989: Zweiter förmlicher Vertrag mit der Bertelsmann Stiftung für das Projekt „Schule und Medien“; Eröffnung des Geographie-Arbeits-Zentrums; Einrichtung der Wettersatelliten-Empfangsanlage; Einführung des Symposiums Junge Kunst; Gründung der Jazz AG; Einrichtung des Filmanalyseraums (A 29); Einrichtung des Computergrundbildungsraums (A 03).
- 1990: Beginn der Schulpartnerschaft mit dem Collège Châtelet in Douai; Reaktivierung der Schulpartnerschaft mit dem Lycée Pierre et Marie Curie in Châteauroux; Einführung des Landschulheimaufenthalts auf Spiekeroog für die Jahrgangsstufe 5; Beginn der Kooperation mit der Athens Academy in Athens, Georgia, mit Unterstützung durch die Bertelsmann Stiftung; Einführung des Schüler-Betriebspraktikums; die Schülerzahl beträgt 923 bei einem Anteil von 48,9 Prozent Mädchen; von 61 Lehrkräften, die am ESG unterrichten, sind 17 Frauen.
- 1991: Einführung des Lehrer-Betriebspraktikums; Einführung des Faches Erziehungswissenschaft in die Oberstufe; Beginn der Partnerschaft mit dem Jan-Sobieski-III-Lyzeum in Grudziądz.
- 1994: Einführung des Faches Philosophie als reguläres Abiturfach; Erwerb eines Teils des ehemaligen Stadtwerke-Geländes aus Altvermögen des Alumnates für den Neubau eines Sportplatzes und einer Sporthalle; Erwerb des Hauses Feldstraße 8; Einrichtung der Big Band; Einrichtung einer Suchtvorbeugungs- und Sexualberatung; dritter förmlicher Vertrag mit der Bertelsmann Stiftung für das Projekt „Schule und Medien“.
- 1995: Einführung des Kurses „Medienerziehung“ in die Differenzierte Mittelstufe; Einführung der Fünf-Tage-Woche; Beginn des Projektes „Streicherklassen“ in den Jahrgangsstufen 5 und 6; Beginn der Kooperation mit dem Städtischen Gymnasium Gütersloh bei Grund- und Leistungskursen in der Oberstufe; Beginn der Mitarbeit im von der Bertelsmann Stiftung getragenen Netzwerk Innovative Schulen; Einführung des Faches Spanisch in die Oberstufe; Einführung der „Aufklärungsfahrten“ für die 9. Jahrgangsstufe.
- 1996: Bau des Erweiterungstrakts; Umgestaltung des Schulhofs; Einrichtung der Astronomiestation und einer Photovoltaikanlage; Beginn des Schüleraustauschs mit dem Selby College, Großbritannien; Einrichtung des elektronischen Klassenzimmers (Multimedia-Lernzentrum, MMLZ); bis 1998 Mitarbeit im Kultusministerkonferenz-Projekt „Differenzierte Medienerziehung“.
- 1997: Bau der Sporthalle an der Herzebrocker Straße; Umbau der alten Gymnastikhalle unter der Aula in Musikräume mit Computer- und Keyboard-Ausstattung; Einrichtung einer Reit-AG; erstes deutsch-russisches Friedens-Jugendlager in Rshew/Wolga; die erste Homepage des ESG wird ins Internet gestellt.
- 1998: Beginn der Zusammenarbeit mit der Gütersloher Stadtstiftung zu den Themen Medienbildung, Berufsberatung und Suchtvorbeugung; Einführung der Wintersport AG mit Wintersportfahrt.
- 1999: Vergrößerung des Lehrerzimmers und Verlagerung der Verwaltung; vierter Vertrag mit der Bertelsmann Stiftung über das Laptop-Projekt; Beginn des Laptop-Projekts in der Jahrgangsstufe 7; Beginn der Mitarbeit im von der Bertelsmann Stiftung getragenen Netzwerk der zwölf besten Medienschulen.
- 2000: Von 1.243 Schülern sind jetzt 673 (oder 54,1 Prozent) Mädchen; das Kollegium umfasst 74 Lehrkräfte, davon sind 29 (oder 39,2 Prozent) Frauen.
- 2001: Zum 150-jährigen Schuljubiläum erscheinen eine Festschrift unter dem Titel „In medias res“ sowie das zweite Medienbuch „Medienbildung in der Schule“.
Spiegelung (Foto: Oliver Rachner)
Neue Akzente
- 2010: Im Tausch gegen die beiden Gebäude Feldstraße 8 und 16 erwirbt die Schule von der Stadt Gütersloh den Komplex Daltropstraße 7, der zu einem neuen Schultrakt mit Mensa, Klassenzimmern und Arbeitsräumen umgebaut wird; durch die Verkürzung der Schulzeit auf 12 statt bisher 13 Jahre müssen in der Oberstufe vorerst zwei Jahrgänge gleichzeitig versorgt werden.
- 2011: Umbau und Erweiterung des Lehrerzimmers sowie Neugestaltung der Mediothek; Einweihung des Trakts an der Daltropstraße im Rahmen eines großen Schulfests.
- 2012: Beginn der Einführung eines bilingualen Zweigs für die Fächer Geschichte, Biologie und Erdkunde in den Jahrgängen 7 bis 9; im Juli wird die ehemalige Direktorenvilla in der Feldstraße 16 abgerissen, um Platz für ein modernes Wohnhaus zu schaffen.
- 2013: Der letzte Schülerjahrgang, der das Gymnasium in neun Jahren durchläuft, macht in Nordrhein-Westfalen Abitur. Das Evangelisch Stiftische Gymnasium wird zur „IB World School“ ernannt: Damit kann künftig neben dem NRW-Abitur auch ein internationaler Schulabschluss erworben werden.
- 2014: Das Symposium Junge Kunst – ein zweijährliches Arbeitstreffen von jeweils fünf oder sechs Künstlern aus dem In- und Ausland – findet 2014 zum letzten Mal statt. Seit 1988 kam es damit zu 13 künstlerischen Begegnungen.
- 2015: Der Filmanalyseraum (A 29) wird in ein digitales Klassenzimmer mit 32 Tablets und einem interaktiven Monitor umgewandelt. Möglich wurde dies durch die Teilnahme der Medienscouts an einem Wettbewerb zur digitalen Schule.
- 2016: Martin Fugmann löst Friedhelm Rachner als Schulleiter ab. Unter seiner Leitung werden Internationalisierung und Digitalisierung des Lernens vorangetrieben.
- 2017: Nach über 160 Jahren erhält das Evangelisch Stiftische Gymnasium eine neue Satzung, die die Rechte des Kuratoriums als Dienstherr bestätigt. Die Nordfassade des Altbaus wird aufwendig saniert. Das Lehrerzimmer erhält eine Schallschutzdämmung. Eine Homepage, die die Kommunikation innerhalb der Schulgemeinde erleichtert, geht Ende November online. In den Folgejahren werden die naturwissenschaftlichen Fachräume nach und nach saniert und modernen Anforderungen angepasst.
- 2020: Die weltweite Corona-Pandemie zwingt auch das ESG dazu, über veränderte Unterrichtsformen nachzudenken. NERDL, ein neuartiges Lernmanagement-System, hilft dabei, den Unterricht auch dann mit Gewinn stattfinden zu lassen, wenn die Schule wegen der Infektionsgefahr geschlossen bleibt oder Schülerinnen und Schüler sich in Quarantäne begeben müssen. Die Erprobungsstufe ist flächendeckend mit iPads ausgestattet, die es den Kindern erlauben, auch in Distanz auf Unterrichtsinhalte zurückzugreifen und mit den Lehrkräften zu kommunizieren.
- Erst mit dem Abklingen der Pandemie normalisiert sich der Unterricht wieder, bis er 2022 wie gewohnt in Präsenz stattfinden kann. Das Lernmanagement-System NERDL ist zwischenzeitlich von itslearning abgelöst worden. In den meisten Klassenräumen befinden sich keine Tafeln mehr, sondern Bildschirme – Ausdruck einer veränderten Unterrichtskultur, die mehr und mehr auf Digitalisierung setzt.
Das ESG verändert sein Gesicht
- 2023 ist ein einschneidendes Jahr in der Schulgeschichte. Nach langem und zähem Ringen um die Finanzierung beginnen im Januar die Maßnahmen zur Sanierung und Erweiterung der Schule. Mehr dazu in der Chronik der Baugeschichte.
- Es geht weiter…